WordPress in geschlechtergerechter Sprache

Auf dem WordCamp Frankfurt hat Caspar Hübinger ein Projekt vorgestellt, dessen Ziel es ist, die Deutsche WordPress-Sprachdatei in gender-neutraler Sprache auszuliefern.

Nachdem die Diskussion zu diesem Projekt in den letzten Tagen zunehmen rauer wurde ist Simon heute nach Potsdam gefahren, um mit Caspar in Ruhe über die verschiedenen Punkte und die viele der berechtigten Rückfragen zum Vorhaben zu sprechen.

Ein Großteil der Fragen wurden so oder so ähnlich in den Kommentar-Bereichen der verschiedenen verlinkten Blogs, auf Slack und Twitter mehrfach an Caspar, das Stringintelligenz-Team und die Polyglots gestellt.

On Air:

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Simon Kraft
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Caspar Hübinger

Die folgenden Shownotes sind in aller Kürze entstanden – sollte eine Formulierung nicht zu 100% passen, dann geht das auf die Kappe des PressWerks.

Wir freuen uns über Kommentare zum Thema.

“Stringintelligenz” – ein Überblick

  • Plugin
  • Projekt
    • Idee: WordPress auf Deutsch ohne generisches Masulinum: gender-neutral
  • Was ist passiert?
    • von etwa 4.700 Strings aus dem WP-Core wurden 396 bearbeitet
  • Stringlänge – “Intelligenz”
    • im Deutschen sehr lang – vor allem verglichen mit den englischen Originalen
    • Befürchtung: durch deutlich kompliziertere Formulierungen noch größere Längen
    • tatsächlich ist durch Umstrukturierung von Satzstellung etc. aber zum Teil sogar eine Verkürzung möglich
      • Beispiel: “Benutzerdefinitere Felder” -> “Eigenes Feld” in folgender Beschreibung nur noch “Feld” (durch Kontext möglich)
    • meint nicht, dass bisherige Übersetzungen nicht intelligent wären!

Was bisher geschah

Gesammelte Fragen aus den Kommentaren und Blogposts

Warum WordPress 4.7 als Ziel?

  • erschien im Vorfeld als (zeitlich) realistisches Ziel
  • nach allgemeinem Feedback jetzt verschoben – Blogpost auf de.wordpress.org/team
  • Versuch eines möglichst sichtbaren Prozesses

Wer entscheidet über den Merge in die offizielle Sprachdatei?

  • über die Freigabe aller Strings entscheiden für die deutsche Version die GTE.
  • keine Ausnahme für Änderungen aus Stringintelligenz
  • Vorgehen als Feature Project für mehr Übersicht, theoretisch hätte einfach String für String zur Änderung vorgeschlagen werden können

Keine Grundsatzdiskussionen erwünscht?!

Warum keine dritte Sprachversion? Neben de und de-formal?

  • neben der informalen (du) und der formalen (Sie) Version, müssten noch zwei weitere Versionen (du; Gender und Sie; Gender) gepflegt werden
  • schafft (im globalen Kontext) eine Ausnahme für beliebige zusätzliche Sprachversionen

Wie war das nochmal mit den Screenreadern?

  • Screenreader als Unterstützung für Menschen mit Sehbehinderung
  • aktuell werden alle Versionen also Autor*in, Autor/in, Autor_in und AutorIn unglücklich, teils mit Unterbrechungen oder ausgesprochenen Trennzeichen vorgelesen

Kommen jetzt überalle Sterne ins Interface?

  • es werden nicht hunderte Strings mit Stern versehen (bzw. einem anderen Trennzeichen)
  • eigentliches Ziel ist es, ohne Trennzeichen auszukommen – Gender-Stern ist Notlösung
  • betrifft aktuell knapp 50 Strings, die nahezu alle mit Benutzerinnen-Rollen in Zusammenhang stehen
  • Idee: Rollennamen durch neutrale Version ersetzen – sehr konstruktive Disukssion im Forum

Ist WordPress eigentlich eine Demokratie?

  • WordPress ist eine Meritokratie mit vielen demokratischen Strukturen
    • letzen Endes werden Entscheidungen für das Projekt von den Core-/Lead-Developern entschieden
    • auf dem Weg zu Entscheidungen wird debattiert – mit allen, die anwesend sind
  • bedeutet nicht, dass Ältere bevorzugt werden, sondern, dass Personen mit einer langen Historie von Engagement Verantwortung tragen

Wie reagieren Kunden auf eine geschlechter-neutrale Sprache?

  • die Sorge: wochenlang wutentbrannte Kundenanrufe nach Umstellung auf eine geschlechter-neutrale Sprachversion
  • wurde im Vorfeld durchaus bedacht
  • Caspar steht im Kontakt mit Agenturen und sammelt Input

Was würdest du anders machen, wenn du nochmal anfangen würdest?

  • keine Versionsnummer im Vorschlag des Feature-Projekts

Outro

44 Kommentare

  1. Julia sagt:

    „Warum keine dritte Sprachversion? Neben de und de-formal?
    neben der informalen (du) und der formalen (Sie) Version, müssten noch zwei weitere Versionen (du; Gender und Sie; Gender) gepflegt werden“

    Das ist kein Problem, das die beiden Versionen können doch die Leute pflegen, die Gender unbedingt im Core/WP haben wollen und denen ein Plugin warum auch immer nicht genug ist.

    1. Simon Kraft sagt:

      Hej Julia,
      wenn du genau zuhörst, wirst du ein anderes, deutlich gewichtigeres Argument, gegen eine dritte (bzw. vierte) Sprachversion in unserem Gespräch finden: die wird es nicht geben, weil kein Präzedenzfall für zusätzliche, alternative Sprachversion geschaffen werden soll. Sonst hätten wir in wenigen Monaten bestimmt auch die geschlumpfte Version, Bayrisch und Kölsch, die fortan gepflegt werden müssten.

      1. Christian Waldschmidt sagt:

        Nach meiner persönlichen Auffassung darf das gerne in den Core, aber: Dies hier ist doch ein gesellschaftlich hoch relevantes und ernstes Thema, auch wenn es offensichtlich umstritten ist. Aber eine Spaßübersetzung ist es auf keinen Fall.

        Den argumentierten „Übersetzungsvariantendammbruch“ sehe ich nicht so zwingend, wie das hier dargestellt wird. Man könnte die Schlumpf- oder Gangsterrapübersetzung immernoch mit der Begründung „Äpfel und Birnen“ ablehnen.

        1. Einen Schritt zurückgetreten und allgemeiner formuliert:
          Ein Vorschlag zu einer wie auch immer gearteten programmatischen Lösung mittels WordPress Core müsste, um ernsthaft von einem multilingualen, überwiegend nicht muttersprachlich-deutschen Core-Team verstanden und geprüft zu werden, sehr, sehr ausführlich ausgearbeitet und stringent durch-argumentiert sein. Ich persönlich würde dabei an den Umfang einer Master-Arbeit denken, oder sowas.

          Dagegen ist die Argumentation, das Problem einer speziellen Sprache müsse auch in eben dieser Sprache selbst lösbar sein, in meinen Augen ziemlich leicht nachvollziehbar – und irgendwie auch charmant. 😉

      2. Heinz sagt:

        Die knappe Stunde Podcast wird sich wohl nicht Jeder angehört haben.
        Des Weiteren möchte ich mich meinem Vorposter Christian Waldschmidt anschließen.
        Und ich frage mich auch, wieso die, die das unbedingt haben wollen nicht einfach das Plugin laden können, das konnte mMn noch nicht ausreichend stark begründet werden.

        1. Simon Kraft sagt:

          Hallo Heinz, vielen Dank, dass du trotz der knappen Stunde Podcast dran geblieben bist. Wir bemühen uns hier im PressWerk immer, nicht zu ausschweifend zu sprechen und das war auch bei meinem Gespräch mit Caspar der Fall. Gespräche dauern so lange sie dauern.
          Und für alle, die sich die Zeit zum Hören nicht nehmen können, gibt es ja auch noch die Shownotes, bei denen ich mich um eine möglichst umfassende Zusammenfassung bemüht habe.

        2. Hallo Heinz,

          auch wenn ich definitiv keine Genderbetonte Sprache haben will, und viele andere auch nicht, gibt es eine Gegenseite, die das will. Beide haben gute Gründe aus ihrer Sicht.

          Beide Gruppen können keine Plugin-Lösung verwenden, da es außer dem Core noch über 47.000 Plugins und ungezählte Themes betrifft, die dann auch nach dem selben Übersetzungschema (gegendert oder nicht) übersetzt sind, bzw. übersetzt werden.

          Nicht nur das einmalige Übersetzen der Zigtausend Sprachplugins fällt an, sondern auch das stete Aktualisieren.

          Daher muss ein Weg gefunden werden, mit dem beide Interessensgruppen leben können. Wer Recht hat, oder die besseren Argumente ist hierbei völlig irrelevant, ebenso wie irgendeine Bewertung.

          Fakt bleibt, eine Bevorzugung der einen Gruppe, wäre ein Benachteiligung und auch Diskriminierung der anderen Gruppe.

        3. Und ich frage mich auch, wieso die, die das unbedingt haben wollen nicht einfach das Plugin laden können, das konnte mMn noch nicht ausreichend stark begründet werden.

          @Heinz Notiert. Würde sowieso den Rahmen eines Kommentars sprengen, aber ich arbeite dran. 😉

  2. ab Minute 47:08
    „… dann denke ich mal, ist es ganz beruhigend, falls diese Übersetzung in den offiziellen Übersetzungen landen würde, dann würde ganz mit Sicherheit am selben Tag ein Plugin dastehen, was die alten Übersetzungen wieder reinbringt. Stringintelligenz Reverse sozusagen.“

    @Caspar und was ist mit den restlichen der über 47.000 Plugins und den ungezählten Themes, die nach demselben Schema verändert werden?

    Ein Stringintelligenz Reverse wird nicht nötig sein, wenn Stringintelligenz die Interessen aller WordPress User berücksichtigt und nicht nur die Interessen einer Gruppe, also keine Genderhilfszeichen oder Genderbetonung.

    An einer anderen Stelle im Gespräch wurde gesagt, es würde nur das Backend betreffen. Hauptsächlich müsste es heißen. Zum Beipsiel sind 20% der Sternchen im Frontend zu finden.

    Hoffen wir mal, dass im Endeffekt keine Interessensgruppe vor der anderen „gewinnt“, sondern dass eine für alle WordPress User akzeptable Übersetzung integriert wird. Für den Core und für alle Plugins und Themes.

    https://wordpress.org/support/topic/rollenbezeichnungen/

    1. @Angelika Korrektur-Dank!

  3. Arnd sagt:

    Gender-Sprache ist ein politisches Statement. Wer sie benutzt, gibt sich als Angehörige eines bestimmten politischen Milieus zu erkennen. Das ist selbstverständlich legitim. Als Erkennungssignal hat Gender-Sprache etwa die gleiche Wirkung wie z.B. ein Anti-Atom-Aufkleber.

    Gender-Sprache ist deshalb aber (oder strebt es zumindest an) zwar „geschlechtsneutral“ – aber das Gegenteil von politisch neutral. Das WP-Sprachmodul muss aber politisch neutral sein. Es ist problematisch, über das Sprachmodul Erkennungszeichen einer politischen Richtung Leuten unterzuschieben, die sich mit dieser politischen Richtung nicht identifizieren.

    Deshalb muss das Gender-Sprachmodul optional sein und darf keine Voreinstellung sein.

    1. Simon Kraft sagt:

      So lange Störer, wie der Gender-Stern, Binnen-I, Gender_Gap, etc. zum Einsatz kommen, neige ich dazu, dir zuzustimmen. Das ist in vielen Fällen (ich bin vorsichtig zu verallgemeinern) als politisches Statement gedacht und wird in der Regel auch so verstanden.
      Wie Angelika in ihrem Kommentar aber schon sagt: das Bestreben des Projekts ist es, von dieser, in der aktuellen Version des Plugins verwendeten Notlösung loszukommen und einfach neutrale Bezeichnungen einzusetzen. Einer neutralen, störerfreien Sprache würde ich keine politische Aussage in einem Umfang zusprechen, der problematisch wäre.

      @Angelika: Die Tatsache, dass Screenreader damit besser zurechtkommen stößt sicher in die selbe Richtung, in meinem Gespräch mit Caspar hatte ich aber nicht den Eindruck, dass das an dieser Stelle den entscheidenden Ausschlag gibt.

      1. @Simon

        Die Tatsache, dass Screenreader damit besser zurechtkommen stößt sicher in die selbe Richtung, in meinem Gespräch mit Caspar hatte ich aber nicht den Eindruck, dass das an dieser Stelle den entscheidenden Ausschlag gibt.

        Ich bin sehr bemüht, Aussagen ohne Filterblase zu sehen – vor allem seit ich vorgestern dem Torsten damit so richtig Unrecht tat. Liege eben manchmal dennoch daneben.

        Mich irritiert einfach in dem Gespräch, wo Caspar sagte, diejenigen die etwas anderes wollen, müssen dann halt ein eigenes Plugin entwickeln, bzw. eigene, diese akutell halten und notfalls auch bezahlen.

        Das klingt für mich leider immer noch nach „Biegen und Brechen“ und zumindest teilweise nach Einseitigkeit der Interessen. In dem Punkt würde ich mich aber liebend gerne irren :). Und sorry, schon einmal, wenn ich das fehlinterpretiert habe @Caspar.

        1. Einer neutralen, störerfreien Sprache würde ich keine politische Aussage in einem Umfang zusprechen, der problematisch wäre.

          Genau das. Richtiges Deutsch ist richtiges Deutsch, da sehe ich nichts Politisches, nur verschiedene mögliche Formulierungen in richtigem Deutsch. Und unter den verschiedenen möglichen gilt es natürlich die zu wählen, die für den Kontext UI, Accessibility, leichte Verständlichkeit usw. am besten funktionieren.

          Mich irritiert einfach in dem Gespräch, wo Caspar sagte, diejenigen die etwas anderes wollen, müssen dann halt ein eigenes Plugin entwickeln

          Müssen muss natürlich niemand. Es ist aber imo davon auszugehen, dass es auch bei einer gender-neutralen Übersetzung in völlig korrektem Deutsch, mit einer dann hoffentlich breiten Akzeptanz, eine Gruppe User geben wird, die ihren „Administrator“ zurück haben möchten – aus welchen Gründen auch immer. Ich rechne sogar fest damit – eine „100%-Mehrheit“ kann ein Projekt dieser Skalierung einfach nicht erreichen, weil Menschen eben Menschen sind. 😉

          Auf solche Szenarien war die Aussage mit dem Plugin „reverse“ gemünzt. Die wird es geben, und da halte ich die Umkehr der Maintenance-Last dann für fair.

          1. So lange du mit Richtiges Deutsch meinst: „zu 100% keine Gender-Betonung oder -Signale, keine Gender-Endungen und kein Brechen mit Rechtschreibregeln“ stimme ich dir da vollkommen zu.

  4. @Arnd,

    deswegen gehen die derzeitigen Bestrebungen ja auch dahin, Bezeichnungen zu finden, die keine Gender-Flagge hochhalten. Sondern zum Beispiel: statt Autor*in -> Schreibrechte.

    Das ist eine Bezeichnung, die keine Frau benachteiligt, aber auch kein Signal sendet.

    Ich hoffe zumindestens, dass vor allem das auch eine gewichtige Motivation ist und nicht nur die Kompatibilität mit Screenreadern ausschlaggebend ist.

    Kann nur noch mal auf den Thread verlinken:
    https://wordpress.org/support/topic/rollenbezeichnungen/

    1. Arnd sagt:

      Danke. Ist das der Link, der oben fehlt? (Auf „sehr konstruktive Diskussion im Forum“).

      1. Hallo Arnd, gerne.
        Ja, das ist der Link, der oben in den Shownotes kaputt ist 🙂

        ping @Simon 🙂

        1. Simon Kraft sagt:

          Danke für den Hinweis, ist korrigiert!

    2. Stefan Wagner sagt:

      Autor benachteiligt keine Frau, denn solange das nicht durch den Kontext auf männliche Autoren eingeschränkt ist, oder durch ein vorgesetztes Attribut „männlicher“, meint das Wort schon eine Person unbestimmten Geschlechts (biol.), auch wenn das Wort männlich ist (so wie Person oder Hilfskraft weibliche Wörter sind, aber nicht ausschließlich oder bevorzugt Frauen bezeichnen).

      Näheres dazu hier und hier.

      1. meint das Wort schon eine Person unbestimmten Geschlechts (biol.), auch wenn das Wort männlich ist (so wie Person oder Hilfskraft weibliche Wörter sind, aber nicht ausschließlich oder bevorzugt Frauen bezeichnen)

        @Stefan Es gibt ziemlich klare Hinweise darauf, dass die linguistischen Feinheiten des Konzepts hinter einem generisch verwendeten maskulinen Genus nicht, oder nur sehr begrenzt in den Köpfen der Menschen ankommen.

        1. Arnd sagt:

          … Hinweise, dass die linguistischen Feinheiten des Konzepts hinter einem generisch verwendeten maskulinen Genus nicht, oder nur sehr begrenzt in den Köpfen der Menschen ankommen.

          Das ironische daran ist, dass die feministische Sprachkritik genau daran aktiv mitwirkt. Gemäß dem generischen Maskulinum ist es ein Fehler, bei „20 Studenten“ an 20 männliche Studenten zu denken – die feministische Sprachkritik jedoch fordert seit Jahrzehnten, dass es das tatsächlich heißen soll.

          1. Gemäß dem generischen Maskulinum ist es ein Fehler, bei “20 Studenten” an 20 männliche Studenten zu denken

            @Arnd „Mit der Doppelbelegung des Maskulinums ist alles ok, eure Assoziation ist nur zu blöd, sie intuitiv auseinander zu klamüsern.“ –So?

  5. Das Fräulein E. sagt:

    Mir wäre viel lieber wenn alle Männer die WP benutzen, Frauen die Tür aufhalten würden. 🙂

    1. Simon Kraft sagt:

      Mir wäre auch sehr lieb, wenn mir jeder unserer Zuhörerinnen und Zuhörer einen Muffin vorbei brächte.
      Beide Wünsche sind leider gleicher Maßen utopisch wie wenig hilfreich im Kontext dieser Diskussion.

      1. Das Fräulein E. sagt:

        Frauen die Tür aufzuhalten ist utopisch? Uf da! Was für eine traurige Welt…

        1. @Das Fräulein E.: Du trollst, wenngleich nett. 🙂
          Abgesehen davon muss das ja kein Entweder-oder sein. Männer, die öfter mit der Existenz von Frauen in ihrer Muttersprache konfrontiert werden und erfahren, dass Frauen in dieser Sprache explizit genannt anstatt verschwiegen werden, werden in Zukunft ja vielleicht auch bessere Türaufhalter, Sitzplatzüberlasser, Kofferdietreppehochtrager, außerdem Sekretäre, Empfangsherren, Kinderhüter usw.
          Aber, wie Simon schon meinte, darum geht es hier wirklich nicht.

  6. Detlef sagt:

    Caspar … es ist so klasse dass Du das voran bringst! Nicht lang schnacken … machen!

  7. Heinz sagt:

    Danisch hat auch einen guten Beitrag dazu geschrieben, der den Rahmen eines Kommentars hier sprengen würde:
    http://www.danisch.de/blog/2016/10/26/neuigkeiten-mein-blog-wird-demnaechst-geschlechtergerecht-gegendert/

    1. Simon Kraft sagt:

      Nun, unser Verständnis von „guter Beitrag“ geht da wohl deutlich auseinander.

      Ich halte das für einen Eingriff in die Meinungs- und Pressefreiheit, denn je nach Konfiguration werden solche Seitenelemente ja auch Lesern gegenüber dargestellt. So eine Art Zwangspolitisierung.

      Der komplett unreflektierte Schrei nach Pressefreiheit ist in diesem Fall in etwa so stichhaltig wie im Fall der Armaturenbrett-Gestaltung meines Golf 4. Auch, wenn das WordPress Interface geschlechter-neutral gehalten wäre würde WordPress als Software noch lange keine Inhalte zensieren.

      Aber wie der gute Herr Danisch ja auch schon schreibt, hatte er noch keine Zeit, in unsere Sendung reinzuhören (und vermutlich auch nicht, um sich inhaltlich mit dem Thema auseinanderzusetzen).

      1. In dem hundertprozentigen und blütenreinen Rant (= „guter“ Artikel) steht so viel *** drin, dass ich das Lesen nur bis zur Hälfte durchhalten konnte.

        (Aus dem Artikel) Aluhut mal vice versa:

        … spielt nämlich inzwischen auch die Überlegung rein, dass man sich auf immer massivere Zensur und politische Denial-of-Service-Angriffe einstellen muss. Ich will das dann auch entsprechend redundant und verteilt auslegen, um notfalls noch Server im Ausland als Reserve oder verteilte Webserver zuzuschalten. Ich will dann in der Lage sein, das Blog notfalls auch in ein paar Stunden in HongKong oder Guatemala in Betrieb zu nehmen. (Wenn’s sein muss, nachdem ich vorher die Flucht dorthin angetreten habe. Falls man dann noch in einem Stück hier rauskommt.)

        @Heinz auch ich habe eine andere Vorstellung von „guten“ Beiträgen. Aber jeder wie er mag, nix für ungut 🙂

  8. Das Fräulein E. sagt:

    »Denn ständig wird da implizit betont, dass es kein Miteinander gibt, keine Komplementarität der Geschlechter, keine Übergeschlechtlichkeit, die einfach nur alle Menschen umfasst. Immer wird extra hervorgehoben, dass immer Männer und Frauen da sind.«

    Zitat von Ingrid Thurner https://www.welt.de/debatte/kommentare/article113305194/Der-Gender-Krampf-verhunzt-die-deutsche-Sprache.html

    1. Übergeschlechtlichkeit, die einfach nur alle Menschen umfasst

      Ja, das wäre schön! Oder gleich alles Lebendige, wie es in einer indogermanischen Ursprache mal gewesen sein soll. Zwei Genera, eins für Belebtes, eins Unbelebtes.

      Haben wir aber nicht. Wir haben ein explizites Femininum. Und solange es ein explizites Femininum gibt, das aber nur dann benutzt wird, wenn Frauen insbesondere gemeint sind, und das immer dann einem Maskulinum weichen muss, wenn Frauen und Männer gleichermaßen gemeint sein sollen – solange kommt in den Köpfen der Menschen halt an: normal ist männlich, weiblich ist die Ausnahme.

      Ab dem Moment wird eine für das generische Maskulinum vielleicht theoretisch deklarierte „Übergeschlechtlichkeit“ ganz klar zu einer einseitigen Hervorhebung des Männlichen – mit hochgradig problematischen Folgen für eine Gesellschaft.

  9. Zu meinen Kunden gehören Bloggerinnen 70plus genauso wie kleine und mittlere Unternehmen. Die Unternehmen betreiben jeweils mehrere Blogs, sind gut in ihrem jeweiligen Business und vertreiben physische Produkte an extrem gemischte Zielgruppen, auch B2B.

    Die werden Sternchen/Unterstriche und dergleichen nicht akzeptieren können, selbst WENN sie selbst intern nicht dagegen wären!
    Ich mag mir gar nicht vorstellen, was es da für Diskussionen geben wird – und fürchte, dass lieber auf Joomla umgestiegen wird als sich mit Gender-Sternchen zu arrangieren! Weil man nicht riskieren will, deshalb auch nur einige Kunden zu irritieren…

    Also bitte bitte: Habt ein Einsehen! Geschlechtersensible, aber deutschsprachig korrekte Formulierungen sind ok. ABER KEINE Sternchen, Unterstriche, Gaps – auch nicht bei „nur 1%“!!!

    1. Simon Kraft sagt:

      Liebe Claudia,

      ich hatte gehofft, dass aus meinem Gespräch mit Caspar vor allem eines hervorgeht: hinter Stringintelligenz stehen keine ideologischen Spinner, die das WordPress-Projekt zur Verbreitung ihrer Weltanschauung kapern wollen, sondern mitfühlende, denkende und vor allem zugängliche Menschen.

      Also bitte bitte: Habt ein Einsehen! Geschlechtersensible, aber deutschsprachig korrekte Formulierungen sind ok. ABER KEINE Sternchen, Unterstriche, Gaps – auch nicht bei „nur 1%“!!!

      Noch ist nichts entschieden. Der aktuelle Stand des Plugins ist ein Vorschlag, der aktuell verfeinert und angepasst wird. Das Polyglots-Team, das letzten Endes die Entscheidung treffen wird, nimmt diese nicht auf die leichte Schulter, Einwürfe wie deiner finden also in jedem Fall Gehör.

      Konkrete Diskussionen zu den Rollenbezeichnungen (vor allem dort tauchen aktuell die Sterne auf) gibt es im Übrigen hier im Forum, für den Fall, dass du dich beteiligen möchtest 🙂

  10. Hallo Claudia,

    dein Blogpost ist ein sehr informativer Artikel, der das Bisherige gut zusammenfasst und sich um Ojektivität bemüht.

    Zu den Änderungsplänen der Sprachdateien:

    Da schwebt immer noch dieses „Falls keine Alternativen gefunden werden, dann bleiben die Gender-Endungen (* oder _ oder / oder () oder -) im Vorschlag“ in der Luft. De facto somit ein ungewisser Ausgang.

    Keine wirkliche Gewissheit, dass

    die gender-neutralen sprachlichen Anpassungen zu 100% ohne Gender-Signale auskommen und

    die amtlichen Rechtschreibregeln als Grundlage akezptiert werden.

    Diese Gewissheit hätte ich aber gerne.

    1. Hallo Angelika,
      du schreibst: „Falls keine Alternativen gefunden werden, dann bleiben die Gender-Endungen (* oder _ oder / oder () oder -) im Vorschlag“ und genauso ist es: Sie bleiben im *Vorschlag*.

      Für die Übernahme in die offizielle Übersetzung werden wir alle Argumente einbeziehen. Eine 100%ige Gewissheit kann dir aber niemand geben. Jeder aus dem Team kann ja nur für sich sprechen. Daher ist die Frage nach so einer Gewissheit schwierig zu beantworten.

      Die Rechtschreibregeln sind dabei natürlich unsere Grundlage, aber eben nicht zu 100% bindend. Wir haben aus „Plug-Ins“ auch „Plugins“ gemacht und uns so gegen den Duden gestellt. Prinzipiell bin ich aber ein Verfechter von korrekter Schreibweise, auch weil es meinen persönlichen Übersetzer-Workflow stören würde, der z.B. auf Wörterbüchern basiert, die in meinem Browser per Addon eingebaut sind und die würden mir bei den Rechtschreib-Hacks eben alles rot unterstreichen.

      Daher kann ich die Frage nach Gewissheit zwar verstehen, es wird sie aber nicht geben. Du vertraust hoffentlich dem GTE-Team, dass es alle Punkte abwägt und dann weise entscheidet. Aber da wir uns bisher im Team noch nicht final besprochen haben und es nach dem Zurückziehen für die 4.7 auch nicht mehr zeitnah müssen, kann dir aktuell niemand diese Gewissheit geben.

      1. Hallo Torsten,

        was nicht in den Vorschlägen (im Plug-in) existiert,
        muss auch nicht von den GTEs entschieden werden.

        Also ging das in Richtung Caspar, die Bitte um Gewissheit.

        Lieber partizipierte Substantive akzeptieren und hier einen Kompromiss eingehen, als auf Sternchen zu setzen,
        siehe Forenlinks:

        https://wordpress.org/support/topic/rollenbezeichnungen/page/2/#post-8363134

        Oder es so lange beim Alten zu belassen, bis sich wirklich etwas findet.

  11. Arnd sagt:

    Wenn, wie sich abzeichnet, eine optionale Lösung nicht machbar ist, stehen die Verantwortlichen vor der Herausforderung, die eigenen Überzeugungen ein Stück zurückzunehmen und ein konsensfähiges, politisch neutrales Sprachpaket vorzulegen – keine leichte Aufgabe.
    Ich bin skeptisch, ob das gelingen kann und mache mir Sorgen, dass das übel kracht, wenn es ausgerollt wird.

    1. Simon Kraft sagt:

      Ich bin skeptisch, ob das gelingen kann und mache mir Sorgen, dass das übel kracht, wenn es ausgerollt wird.

      Mit Spekulationen in diese Richtung müssen wir uns im Moment wohl nicht weiter aufhalten.

  12. Heinz sagt:

    Hier ist übrigens der, im Podcast mehrfach angesprochene, Beitrag von Vladimir Simovic auf perun.net .
    http://www.perun.net/2016/10/21/warum-es-wichtig-ist-dass-wordpress-frei-von-ideologien-bleibt

    1. Simon Kraft sagt:

      Aufmerksame Leserinnen und Leser werden feststellen, dass sich dieser Link auch in meinen Shownotes findet 🙂

    2. Any sagt:

      Und eben der Blogpost dort mitsamt den (allermeisten) Kommentaren zeigt sehr schön, warum WordPress in geschlechtergerechter Sprache so sehr notwendig ist.
      Wie viel Angst (vor was?) und Hass (gegen was?) müssen diese Menschen haben, dass sie sich so aufregen und rumwüten über eine Änderung, die uns aus dem Mittelalter in die Jetztzeit bringen würde..

      Danke danke für euer Engagement für Stringintelligenz!

      PS: Und danke für die superguten Podcasts, die ich gerade entdeckt habe 🙂

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