Technik

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Von Zeit zu Zeit werde ich gefragt, was ich in meinem kleinen Technikköfferchen so durch die Gegend trage. Eine Frage die ich sehr gern beantworten. Dazu müss ich aber zunächst etwas ausholen:

  1. Unser Setup ist relativ hochpreisig. Das war nicht von Anfang an so. Angefangen haben wir mit zwei Samson Go Mics für je ~30€. Für alle, die erstmal ins Podcasten reinschnuppern möchten, ist das eine wunderbare und kostengünstige Lösung. Wenn man feststellt, dass man am Podcasten auch dauerhaft Spaß findet, kann das Arsenal später immer noch ausgebaut werden.
  2. Unser Setup zielt darauf ab, mit zwei oder mehr Personen an einem Tisch zu sitzen und gemeinsam aufzunehmen. Für Aufnahmen mit mehreren zugeschalteten Gesprächspartnern wäre diese Ausstattung sicher ebenso überdimensioniert, wie für schnelle Aufnahmen unterwegs.
  3. Aktuell ist unser Setup auf drei Gesprächspartner ausgelegt. Mittelfristig würde ich das gern auf mindestens 4 anheben – mit dieser Option im Hinterkopf wurde der Rest der Technik zusammengestellt.

Das Haupt-Setup

Fangen wir gleich bei meiner fragwürdigsten Anschaffung an – dem Koffer an sich. Mein guter Thon Rack 3HE Eco II 35 (69€ bei Thomann) wiegt leer schon gute 4kg und hat den praktischen Vorteil, dass man sich damit wunderbar einen Weg aus überfüllten U-Bahnen, Bussen und Zügen bahnen kann. Das war es dann aber auch. Alles in allem war der Koffer wohl mein einziger echter Fehlkauf und sorgt bei so manchem Interviewpartner für Belustigung und bei Sicherheitskräften häufiger für Sorgenfalten. Wer ein Setup dieser Form plant, sollte eine Aufbewahrungsmöglichkeit mit Rollen planen – oder sich auf unverhofftes Krafttraining einstellen.

Das Herzstück meines Setups ist das Audiointerface. Auf meine Frage nach einem guten Interface in einer mittleren Preisklasse wurde mir das Focusrite Saffire Pro 26  empfohlen (349€ hat das gute Stück neu gekostet, ist inzwischen aber wohl nicht mehr ohne weiteres verfügbar). Es wird alle meine Anforderungen (selbst für die größten irgendwie möglichen Setups) mehr als gerecht. 18 Ein- und 8 Ausgänge (teils digital, teils analog) bieten genug Platz für allerlei Ideen. Ich benutze aber vor allem die vier XLR-Anschlüsse mit 48V Phantomspeisung. Das Saffire hängt über Firewire (per Thunderbolt-Adapter) an meinem Macbook. Nach meiner Erfahrung sind Firewire-Interfaces etwas teurer, als die USB-Gegenstücke. Nachdem Apple seit mehreren Jahren aber immer mal Probleme (Knistern) mit Audio über USB hat, wollte ich da auf Nummer sicher gehen. Aus dem Interface fallen (nahezu) beliebig viele Einzelspuren in meine Recording-Software – weil ich am Ende jede Spur einzeln bearbeiten können möchte.

Was Mikrophone angeht, so gibt es beim podcastenden Volk (mindestens) zwei Fraktionen: Befürworter von Headsets oder von Tischmikrophone. Ich gehöre auf jeden Fall in die erste Kategorie. Aus meiner Erfahrung mit den eingangs bereits erwähnten Go Mics, die als kleine USB-Mikros einfach auf ein Tischstativ geschraubt und auf den Tisch gestellt werden können, habe ich gelernt. Mit unseren Headset Hör-/Sprechkombis erschlage ich nicht nur zwei Fliegen mit einer Klappe, ich mache uns und unseren Gästen das Leben auch deutlich einfacher. Dadurch, dass das Mikro immer in einer definierten Position und einem festen Abstand zum Mund steht, kann der Sprechende sich beim Sprechen nicht versehentlich wegdrehen, zurücklehnen oder andere Verrenkungen ausführen, die den Ton verschlechtern. Außerdem sind Tischmikrophone etwas empfindlicher, wenn einer der Gesprächspartner auf den Tisch haut oder viel Tippt. Ja ein Teil dieser Nachteile lässt sich durch richtige Montage eingrenzen, aber das macht das ganze Setup nochmal etwas weniger flexibel. Bei uns kommt der gute (und leider sündhaft teure) Podcast-Goldstandard zum Einsatz. Zwei Beyerdynamic DT-297-PV/250 MkII (je 245€ + 3m Kabel für 60€). Zusätzlich bin ich durch etwas Glück in den Besitz eines günstigen, kaum benutzen Beyerdynamic DT-797 PV (Neupreis: 298 € – hier ist das Kabel bereits im Preis inbegriffen) gekommen. Von der Tonqualität geben sich beide Modelle nichts, ich persönlich bevorzuge aber die Kopfhörerkapsel des DT-797 PV.

Damit alle Gesprächsteilnehmer das Monitorsignal auf ihren Kopfhörer individuellen regeln können, hängen bei uns alle Headsets an einem Behringer HA400 Kopfhörerverstärker (29€). Der Verstärker ist ein rein optionales Convenience-Feature, macht den Umgang mit dem ganzen Setup aber etwas einfacher. Zusätzlich habe ich einen Strauß pro snake TPM 0,5 XLR-Patchkabel (á 4,5€) und ein Stereo-Klinkenkabel, um den ganzen Spaß miteinander zu verbinden.

Das Mobile/Backup-Setup

Wir haben uns relativ früh für die Anschaffung eines kleinen Backup-Recorders entschieden, der eigentlich mit den entsprechenden Kabeln noch zusätzlich an das Saffire-Interface gehängt werden kann. Er speichert die zwei Tonspuren der Aufnahme parallel zur Aufnahme auf meinem Macbook, auch noch auf einer SD-Karte, sodass ein Backup vorhanden ist, wenn die erste Aufnahme aus irgendeinem Grund versagen sollte. Allerdings kommt der Backup-Recorder in der Praxis nicht zum Einsatz. Weil das Userinterface des Tascam DR-40 (179€), das wir dafür nutzen, alles andere als verständlich ist und wir alle Aufnahmen, von denen ich bei der Aufnahme gern schon ein Backup hätte, sowieso mit mehr als 2 Spuren anfertigen. Als leichte (und eben auf zwei Sprecher beschränkte) Lösung für unterwegs hat er sich aber als nützlich erwiesen. Mit dem Recorder und zwei der oben genannten Headsets gehen an der Sicherheitskontrolle in Flughäfen nicht ganz so viele Alarmsirenen los und das Ganze passt auch zusätzlich zu normalem Gepäck in Rucksäcke und Taschen.

Wer ein Setup komplett neu Aufbaut und ein wenig Geld gespart hat, wird mit einem Gerät wie dem Zoom H6 (359€) aber sicher einen besseren Kauf machen. Das gute Stück kann bis zu 6 Kanäle aufnehmen und fungiert, nach meinem Wissen auch noch als Audiointerface – kurz: es steht als neue mobile Lösung auf meiner Wunschliste.

Das mobile Solo-Setup

Um auch im Urlaub am Pool Podcasts schneiden (nicht aufnehmen!) zu können, habe ich mir diesen Sommer ein kleines USB-Mischpult, das Behringer Xenyx 302 USB (53€) gekauft. Die Hardware ist kompakt und perfekt um unterwegs mit einem unserer XLR-Headsets (s.o.) kurze Stücke einzusprechen, Aufnahmen anzuhören und nachzubearbeiten. Theoretisch wäre dieses Mischpult + ein Headset vermutlich auch ein gutes Setup für Remote-Aufnahmen über Skype/o.Ä., wenn kleine Mikros wie das Samson Go Mic nicht mehr genügen.

Setup auf dem Rechner

Am Ende des Tages ist die ganze Hardware lustig und die Anschaffung neuer Komponenten kann ein Hobby für sich sein. Weil das Endprodukt – der Podcast – aber zumindest in unserem Fall einiges an Nachbearbeitung bedeutet, muss anständige Software dafür her. In der deutschen Podcast-Community hat sich die DAW Reaper (60$) zusammen mit dem Community-gepflegten Skin-/Feature-Bundle Ultraschall als de-facto Standard etabliert.

Ich bin aber zu doof für Reaper und zu empfindlich, was Interfaces angeht. Deshalb setzen wir für das PressWerk auf eine kleine Software mit dem irritierenden Namen Hindenburg. Die von uns eingesetzte Version „Journalist Pro“ (350€) versteht sich von Haus aus auf Skype-Aufnahmen und kann so mit Voreinstellungen versehen werden, dass die Vorlaufzeit zum Aufnehmen so gering wie möglich ausfällt.

So weit unser aktuelles Setup. Ich hoffe der kleine Einblick hilft dem/der einen oder anderen weiter. Wenn am Setup wichtige Änderungen auftauchen werde ich mich bemühen, auch diese Seite entsprechend auf dem aktuellen Stand zu halten. Außerdem gilt mein besonderer Dank @uvo_p, der mir bei Fragen und Problemen mit Rat und Tat zu Seite steht ❤️.

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